19. Tür

"Die Wüste und Einöde wird frohlocken und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. Wasser werden in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Land. Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquelle sein" Jes 35 Die schönste aller vorstellbaren Welten malt Jesaja dem verzagten Volk Israel im Exil vor Augen. Jede Adventszeit wird er in den Kirchen verlesen

Sossusvlei ist eine der bekanntesten Dünen Namibias. Heißer roter Sand, ein paar verdorrte Baumstämme ... und dazwischen grauer, fester Lehm, hart wie Beton. Bei meinem ersten Aufenthalt vor vielen Jahren war mir das schon aufgefallen. Später erst habe ich erfahren, dass die harte Lehmschicht Hinweis auf eines der eindrucksvollsten Naturschauspiele ist. Alle 10 Jahre in etwa regnet es nämlich in diesem Teil der Wüste Namibs. Innerhalb von Stunden entsteht inmitten dieser Öde ein riesiger See und die staubige Straße, die zur großen Düne führt, wird zum reißenden Bach. Die Wüste beginnt innerhalb kürzester Zeit zu leben. Überall blüht es, scheinbar aus dem Nichts heraus. Atemberaubende Bilder sind im Internet zu finden. Das gibt es also wirklich, was Jesaja beschreibt. Wasser brechen aus den Wüsten hervor. 
Und ich habe es in meinem Leben auch immer mal wieder erfahren. Schier Unmögliches wurde wahr. Prüfungen habe ich wider Erwarten bestanden, bei schwierigen Gesprächen habe ich die richtigen Worte gefunden, persönliche Krisen habe ich gemeistert. 
Wenn ich nun in meinem Leben vor schier aussichtslosen Situationen stehe und Hoffnungslosigkeit überhand zu gewinnen droht, kommt mir Sossusvlei in den Kopf. Die Düne ist für mich zum Symbol für die Hoffnung auf das völlig Unwahrscheinlich geworden. Und nicht selten hat mich dieses Bild des Wasser mitten in der Wüste vor Verzagtheit, Lähmung und gar Depression bewahrt. Sossusvlei erinnert mich: Hoffnung gibt es immer.

Pfarrer Jost Herrmann
Evangelisch-Luth. Kirchengemeinde „Dreifaltigkeitskirche“